Erstmal ein alkoholfreies Bierchen und den Regen abwarten. Mein Platz ist „Poleposition“, d.h. direkt am Eingang. Alle müssen an meinem Platz vorbei beim Raus- oder Reinfahren. Die Wege vom Campingplatz sind alle sehr kurz. Ca. 700m zum Ziel, zum Wettkampfbüro und zum Schwimmstart (Strandbad). Die Wechselzone ist ca. 900m entfernt. Also alles sehr gut zu Fuß machbar. Das Auto kann stehen bleiben. 17.15h Startunterlagen abholen und anschl. ab in die Pizzeria in der Nähe der Wechselzone. Meine Standardpizza (Rucola – Parmaschinken – Parmesan) gespachtelt und zurück zum Wohnwagen. Noch gemütlich vor der Türe gesessen und Leute beobachtet. Phänomenal was hier so rumläuft… zum einen 90% Triathleten, zum anderen geile Klamottenkombinationen (Kompressionsstrümpfe, Sommerkleid und Ironman-Kappe). Um 22.00h ist Licht aus und Heia.

    

 

Freitag, 16. Juni 2023:

Ich bin ja Frühaufsteher… d.h. ich brauch keinen Wecker. 06.00h bin ich wach. Kleines Frühstück und dann auf zur Vorbelastung auf dem Triathlonrad (ca.45min.). Einen kleinen Teil der Triathlonstrecke direkt am See abgefahren. Anschließend zweites Frühstück und eine Runde arbeiten im Wohnwagen (RemoteWork). Klappt dank gutem Internet ohne Probleme. Mittagessen und anschließend Startunteralgen für den Night-Run abgeholt. 17.15h auf den Weg zum Start für den Abendlauf gemacht. Nach kurzem aufwärmen eine flotte Runde (4,2km) gedreht. Zurück auf dem Campingplatz und nach dem Duschen Abend gegessen. Kleines Telefonat mit meinen Mädels (TOP-Spiel Fußball – 7:7) und gegen 22.00h Licht aus.

 

Samstag, 17. Juni 2023:

Heute habe ich versucht auszuschlafen. Naja, immerhin 07.00h geworden. Gemütlich gefrühstückt und um 08:45h zum Schwimmen in Richtung Strandbad. Lockere 30min. im Neopren geschwommen und um 10.00h zur Wettkampfbesprechung. Der See ist großartig… türkisblaues Wasser und sehr angenehm von der Temperatur. Die Anspannung steigt, aber auch die Vorfreude auf Sonntag. Wettervorhersage für den Renntag ist knackig. Es werden Temperaturen über 30Grad im Laufe des Tages erwartet. Nach einem ausführlichem Radcheck geht es in Richtung Wechselzone zur Rad- und Wechselbeuteabgabe. Auf dem Rückweg noch ein leckeres Eis gegönnt. Den restlichen Tag einfach „nur“ noch gechillt und Gummibärchen bzw. Celebration gegessen. Kurz vor 22.00h heißt es Licht aus. Auf dem Platz ist es sehr ruhig… es liegt eine leichte Anspannung über dem Campingplatz. Morgen klingelt der Wecker um 04.00h.

    

 

Sonntag, 18. Juni 2023:

Race Day!

04.00h aufstehen… ohne Wecker um 03.55h mit Vogelgezwitscher aufgewacht. Frühstück (vier Toast mit Butter und Honig + zwei Kaffee). 04.50h auf den Weg in die Wechselzone gemacht (Öffnung 5.00h). Rad aufpumpen, Getränke und Verpflegung verstauen, Wechselbeute checken und zurück zum Wohnwagen. 15min. Stabi-Training und gegen 06.15h Neoprenanzug anziehen. 500m Fußweg zum Start. Startgruppe „1h 15min.“ ausgewählt. 15min. vor dem Start (7:30h) noch ein Gel gegönnt, dann geht es ab. Durch den Rolling-Start kein Gedränge, sondern „gemütliches“ schwimmen. Die ersten 1250m ohne Problem mit gutem Rhythmus zurückgelegt. Nach der ersten Wendeboje kommt für ca. 450m die Sonne von links (blendet schon etwas). Nach der zweiten Boje schwimmt man voll gegen die Sonne. Wenn dann die Brille beschlägt (wie bei mir), siehst Du gar nichts mehr. Ich habe mir dann „schnelle Beine gesucht, und auch die folgenden 1100m gut hinbekommen. Die letzten 1000m schwimmt man im Lendkanal… Platz für max. 4 Schwimmer nebeneinander… wird also etwas enger. Tlw. Ist das Wasser sehr flach, so dass man beim Schwimmen, das ein oder andere Mal Grundberührung hat. Dafür stehen rechts und links überall Zuschauer. Man hat immer was zum Gucken. Was die letzten 1000m sehr schnell vorbeigehen lässt. Nach 1h13min. raus aus dem Wasser und ca. 600m in die Wechselzone gelaufen. Das Längste am ersten Wechsel war das sehr ausführliche eincremen (wir hatten Sonne satt).

Ab zum Rad und los… der Magen hat schon gesagt „Hunger“ also gleich mal zwei Riegel gegessen. Könnte am sehr frühen Frühstück, in Verbindung mit dem eher späten Schwimmstart liegen. Was soll man zur Radstrecke sagen… landschaftlich phänomenal und durchaus fordernd. Nach 5km den ersten Crash (Serpentine bergab) und nach 7km den zweiten Crash (Streckenpfosten) mitbekommen. Also Konzentration hochhalten und aufpassen. KM 15 bis 30 sind auf einer Schnellstraße… geil… Kopf runter und mit etwas über 40km/h dahinfliegen. Dann wird es wellig. Teilweise kurze giftige Anstiege, gefolgt von schnellen Abfahrten und kurvigen Ortsdurchfahrten. Immer was los. Die ersten 90km in 2h 55min. erledigt. Halbzeit. Die zweiten 90km haben es in Sich. Erst leicht wellig am See entlang, dann geht es für knapp 15km ständig leicht bergauf… mehr als 24km/h geht hier fast nicht (sonst zieht es Dir den Stecker). Denn das schönste kommt ja noch… nach ca. 140km kommt er, der Rupertiberg. Mit bis zu 12% Steigung geht es hoch. Tlw. fangen Athleten an zu schieben so steil ist es. Im Wiegetritt und ersten leichten Krämpfen in den Oberschenkeln drücke ich nach oben. Nur nicht absteigen oder umfallen. Trotz der folgenden langen, leicht welligen Abfahrt reicht es „nur“ für einen Radsplit von 6h 03min... Bei knapp 1700HM aber für mich sehr gut.

Jetzt „nur“ noch laufen. Bike einhängen, kurzer Toilettenstop, nochmal eincremen und ab in die Laufschuhe. Geplante Pace 5:40 pro KM. Sofort merke ich die Hitze. Es knallt so richtig vom Himmel. Puls und Pace passen die ersten 4km, dann entscheide ich mich für „langsamer“ laufen bzw. fürs gesund ankommen. Wenn ich so weiterlaufe, „killt“ es mich und ich sehe das Ziel nicht. Also neuer Plan… Lauf von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle, gehen – kühlen – trinken. Leider fängt jetzt auch der Magen an zu murren (frühes Frühstück – später Schimmstart – nicht optimale Verpflegung auf dem Rad). Also Cola rein… wird schon gehen. Ab jetzt wird es eine Quälerei. Teufelchen links (komm… nur kurz gehen hier im Schatten… andere machen es doch auch – und das waren echt viele) und Engelrechen rechts (immer weiter, immer weiter… die nächste Verpflegungsstelle kommt gleich) kämpfen um die Herrschaft. Die Laufstrecke ist eine liegende Acht, die man zweimal läuft. „Leider“ kommt man dabei 4x am Ziel vorbei und hört „You Are An Ironman“ bevor man selbst reinlaufen darf. Und immer schön weiter in der Sonne. Großartige Helfer auf der Strecke mit Wasser, Eis, Duschen usw... Immer kühlen, Cola und wieder anlaufen. Der Lauf war von KM 4 bis KM 32 eine innere mentale Schlacht. Ab KM 32 hat es dann „fast“ Spass gemacht. Denn ich wusste… jetzt komme ich durch (vorher hatte ich echt Zweifel, ob ich das heute packe). Also Partymodus an und mit jedem an der Strecke abgeklatscht usw... Zwei KM vor dem Ziel dann Gänsehaut und Emotion pur. Man hört (und sieht) das Ziel… geil. Roter Teppich, Stadion Atmosphäre und rauf auf die Bühne durchs Zieltor… "Axel... You Are An Ironman". MEGA GEiL! Zeit… vollkommen egal… Lauf eine Stunde länger als geplant… vollkommen egal. Durchgezogen, nur in den Verpflegungsstellen gegangen… mega happy und super zufrieden mit mir und der Welt (nebenbei ein kleines Tränchen verdrückt so happy war ich).

    

Nach dem Zieleinlauf ca. 200m in Richtung Athletenzelt und meine Medaille und mein Finisher-Shirt abholen. Ich hatte (mal wieder) keinen wirklichen Hunger und bin dann gleich zurück zum Wohnwagen. Trocken anziehen und dann zur Wechselzone Rad abholen bzw. meine Sachen abholen. Anschl. am Wohnwagen noch eine Kleinigkeit essen und dann ging es müde, aber happy ins Bett. Das Feuerwerk und die Party um Mitternacht habe ich nicht mehr gehört.

 

Fazit:

Geile Location – geiler Wettkampf. Toller See, phänomenale Radstrecke, kurze Wege (vor allem vom Campingplatz aus) und alles schön eng zusammen. Sensationelle Helfer. Man merkt, die machen Ironman seit über 20 Jahren. Triathlon ist eine Fehlervermeidungssportart… mein Fehler heute war die nicht optimale Verpflegung vor dem Start. Positiv bleibt „durchgezogen“ und nicht dem inneren Schweinehund nachgegeben. Und mit dem Schwimm- bzw. Radsplit bin ich eh zufrieden (das war fast auf die Minute im Plan).

 

Montag, 19. Juni 2023:

Eigentlich ist der Stellplatz noch bis Dienstag gebucht… ich mag aber heim zur Familie. Also Frühstück, zusammenpacken (ist ja nicht viel) und gegen 09.00h auf den Heimweg gemacht. Außerdem haben meine Mädels heute Abend noch ein Fußballspiel. Das will ich natürlich sehen.